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Alisia Ludwig – vom Schwimmen zur Miss Frankfurt

Eher zufällig sah ich Fotos von dir mit der Überschrift „Miss Frankfurt“. Umso überraschter war ich, also ich dich in meiner Fotodatenbank von 2016 entdeckte, wo ich Bilder vom 27.2. beim Berolina Cup sah. Wie kommt eine junge Frau vom Schwimmen zu „Miss Frankfurt“?
Ich steige mal in das Thema ein, indem ich zunächst ein wenig über meine Schwimmkarriere spreche. Das Schwimmen hat mich, von meiner Kindheit an bis hin zu meinem Abitur, begleitet. Ich habe also das Schwimmen in der Schwimmschule erlernt und mit der Zeit über verschiedene Vereine die Trainingszeiten und -intensitäten erhöht. In meiner Höchstphase habe ich 7 x pro Woche trainiert (auch vor der Schule). D. h. meine Freizeit bestand ausschließlich aus Schwimmen. Morgens bis nachmittags ging es zur Schule und von dort aus direkt zum Training.
Diese Zeiten habe ich als schöne, aber auch sehr intensive und emotionale Zeiten in Erinnerung. Allerdings hatte ich über die Jahre festgestellt, dass mir etwas fehlte (z.B. Freizeit-Aktivitäten mit Freunden etc.).

Alisia heute und gestern: 2020 vs 2016.
Alisia heute und gestern: 2020 vs 2016.

Aus diesem Grund habe ich in dem Jahr 2015 erstmalig beschlossen, eine Schwimmpause einzulegen. Ich habe also ein Jahr pausiert und festgestellt, auf wie viele Dinge ich in der Zeit des Schwimmens verzichten musste.
Da das Schwimmen trotzdem ein großer und wichtiger Bestandteil meines Lebens war, hatte ich mich wieder dazu entschlossen, in das Training einzusteigen. Auf diesem Weg sind wir uns im Februar 2016 auf dem Schwimmwettkampf in Berlin begegnet. Dies ist allerdings auch der letzte Schwimmwettkampf, den ich geschwommen bin. Mit dem Ende meiner Schwimmkarriere bin ich schließlich meinen anderen Interessen nachgegangen, wie zum Beispiel dem Modeln und schließlich im Jahr 2019 der Miss Wahl.
Zu der Miss Wahl muss ich sagen, dass ich nie geplant hatte, an einer Misswahl teilzunehmen. Ich wurde von meinen Freunden auf die Aushänge zur Bewerbung der „Miss Frankfurt“ hingewiesen und ermutigt, mich zu bewerben. Nachdem sie mich überzeugt hatten, bewarb ich mich kurz darauf und nahm schließlich an dem Event teil. Und – habe zu meiner Überraschung auch gewonnen.

Aktuell hattest du einen Laufsteg-Job für L’Oréal in Duisburg. Wie sieht der Tagesablauf eines solchen Events aus? Wie hast du generell die Posen vor der Kamera gelernt?
Ja, genau für meinen Laufsteg-Job für ein großes Event von L’Oreal in Duisburg bin ich genau zwei Tage in Duisburg gewesen. Am Freitag war die Anreise in das Hotel und am Samstagmorgen wurden alle Models, sowie Akteure mit einem Bus von dem Hotel in die Eventlocation gefahren. Auf dem Event hat L’Oreal sein neues Konzept mithilfe einer großen Bühnenshow vorgestellt.
Dieser Tag war in der Tat sehr stressig für uns Models, denn alle Vorbereitungen für die Show (das Fitting der verschiedenen Outfits, die Laufproben und Choreografien der Models, das Hairstyling und Make-Up, sowie die Generalprobe) fanden alle am selben Tag wie die Show statt. Dies ist in der Regel nicht der Fall, denn normalerweise werden die Vorbereitungen mindestens einen Tag vorher verrichtet.

Der Tagesablauf sah also folgendermaßen aus: um 8 Uhr in der Früh haben wir das Hotel verlassen und sind zu der Eventlocation gefahren. Dort wurden wir Models von 9 Uhr bis circa 13 Uhr gestylt (Haare schneiden, färben, stylen etc.), die Choreographie der Bühnenveranstaltung war für eine Stunde von 13 – 14 Uhr angesetzt. Auch dies ist ein sportliches Timing, denn das Erstellen der Choreographie durch den Choreographen, in nur einer knappen Stunde für alle 12 Models und Akteure ist eine echte Herausforderung und verlangt viel Erfahrung. Für mich hieß dies, Notizen machen und alle Abläufe im Kopf behalten. Nach dieser Probe mussten die Models nacheinander zum Fitting, indem die Showlooks zusammengestellt wurden. Als meine zwei Outfits fertig zusammengestellt waren, begab ich mich zu den Make-Up Artisten und danach wieder zum meinem Hairstylisten, um den letzten „Schliff“ wie z.B. Locken zu bekommen.

Nun, um die Frage des Posens zu beantworten, muss ich wieder einen Sprung zurück in meine Kindheit machen. Denn schon bereits in jungen Jahren hatte ich großen Gefallen an der Fotographie gefunden bzw. daran vor der Kamera zu posieren. Und so kam es, dass ich im Laufe der Zeit immer öfter vor der Kamera stand und auf diesem Weg über die Jahre Erfahrungen gesammelt und gelernt habe, wie man sich am besten bewegt und verhält. Zudem hat mir auch die Zusammenarbeit mit sehr erfahrenen Photographen geholfen.

Wie sieht eine Wahl zur Miss Frankfurt aus?
Die Wahl zur Miss Frankfurt hat in einem Biergarten eines italienischen Restaurants an einem schönen Sommerabend mit zahlreichen Gästen in Frankfurt stattgefunden. Für uns Mädels (wie waren 20 Teilnehmerinnen) gab es insgesamt drei Walks, bei dem wir uns bestmöglich präsentieren mussten. Bei dem 1. Walk zeigten wir uns sehr elegant in Abendkleidern.
Bei diesem Walk wurde jede Teilnehmerin interviewt, um sich den Zuschauern vorzustellen und der Jury Eindrücke über sich zu verschaffen.
Der zweite Walk fand in einem Bikinioutfit statt. Dazu muss ich sagen, dass es für mich als „Ex-Schwimmerin“ (im Gegensatz zu manch anderen Mädchen) keine große Überwindung war, sich leichtbekleidet in einem Schwimmoutfit vor vielen Menschen zu präsentieren.
Der dritte und letzte Walk fand wieder in den Abendkleidern statt.
Während der gesamten Wahl trägt jedes Mädchen eine Nummer in der Hand, anhand dessen die Jury sie bewerten kann. Die Jury an diesem Abend bestand aus ungefähr 20 Mitgliedern verschiedenen Alters und verschiedenen Geschlechts.

Die Bewerbung zur Miss Frankfurt erfolgte per E-Mail, sowie auch die Bestätigung zur Teilnahme. Es gab also keine Vorwahlen o. ä.
Bezüglich der Kriterien einer traditionellen Misswahl, bin ich ehrlich gesagt nicht bestens informiert. Meines Wissens nach, ist jedoch das unverheiratet sein eine Bedingung.

Wie veränderte sich dein Leben nach der Miss-Wahl?
Wenn ich ehrlich bin, habe ich mir das Leben nach der Misswahl anders/stressiger vorgestellt. Zum Beispiel mit mehr Verpflichtungen und Jobs. Ich persönlich hatte nur eine geringe Anzahl an Events bei denen ich anwesend sein musste, wie zum Beispiel eine Charity-Veranstaltung, eine Fashion-Show und ein Shooting.

Neben deinem Modell-Job studierst du aber auch?
Genau – absolviere zurzeit mein Bachelor-Studium im Bereich International Management. Dies ist ein Vollzeitstudium d.h. ich habe in der Regel von morgens bis abends Vorlesungen. Aus dem Grund ist es manchmal schwierig modeln und studieren zu verbinden. Nichts desto trotz habe ich bis jetzt glücklicherweise immer einen Weg gefunden, beides meistern zu können.

Du warst mal Schwimmerin, verfolgst du noch das Geschehen?
Ja auf jeden Fall! Das Schwimmen ist mir noch immer sehr wichtig und ich vermisse es auch tatsächlich sehr.

Wann hattest du deinen letzten Wettkampf/Training?
Ich habe es am Anfang schon mal kurz erwähnt gehabt – mein letzter Wettkampf war tatsächlich der Wettkampf, an dem wir uns kennen gelernt haben, im Februar 2016 in Berlin. Trainiert habe ich dann noch ungefähr ein Jahr bis circa Februar 2017. Ab diesem Zeitpunkt standen das Abitur an bzw. die „Vorbereitungen“ für die Abiturprüfungen.
Ich musste mich aufgrund des Sport-Leistungskurses in den Sportarten Badminton und Leichtathletik prüfen lassen. Aus diesem Grund war ich zwar weiterhin im gleichen Verein aktiv, allerdings in anderen Abteilungen/Sportarten – nämlich Badminton und Leichtathletik. Zeit für das Schwimmtraining blieb dadurch leider überhaupt keine mehr. Und als das Abitur dann endlich geschrieben war, habe ich trotzdem nie wieder auf dem Niveau wie zuvor trainieren können (aus verschiedenen Gründen, aber vor allem weil es mir an Motivation fehlte) … und dies stellt auch das Ende meiner Schwimmkarriere dar.

Was machst du sportlich heute?
Heute besuche ich fast täglich das Fitnessstudio und gehe zu dem viel in der Natur joggen. Aufgrund des Modelns habe ich natürlich mein gesamtes Training umgestellt und mache anstelle von Krafttraining nun fast ausschließlich Ausdauertraining.

Was hältst du von Shows wie „Germany’s Next Topmodell“?
Wenn ich ganz ehrlich bin, habe ich „Germany’s Next Topmodel“ seit ungefähr zwei Jahren nicht mehr geschaut. Das hat verschiedene Gründe: einmal aus dem zeitlichen Aspekt und zweitens, dass es fern ab von der Realität eines echten Modelleben ist. „Germany’s Next Topmodel“ hat aus meiner Sicht wenig mit modeln zu tun und dient eher der Unterhaltung und Showzwecken. Zudem haben es nur sehr wenige Mädchen nach der Show geschafft, als Model bekannt zu werden – „Fuß im Modelbusiness“ zu fassen.

Wie groß ist die Konkurrenz im Modell-Business?
Die Konkurrenz ist tatsächlich sehr groß! Ich glaube, das ist für die Meisten auch nicht überraschend. Der Markt ist unglaublich voll mit vielen wunderschönen Models und Frauen.

Zurzeit legt der Coronavirus einen Großteil der Gesellschaft lahm. Wie sieht es speziell im Modell-Geschäft, also bei dir, aus?
Ja – also ich glaube im Moment geht es den Meisten leider ähnlich … alle meine Jobs und Events wurden leider abgesagt oder auf unbestimmte Zeit verschoben. Aber daran kann man nun nichts ändern. Kopf hoch, das Leben geht weiter!

Welchen abschließenden Tipp kannst du jungen Frauen geben, die auch in Richtung „Modell“ denken?
Also ich sage immer: Mach was dich glücklich macht! Träumt eine junge Dame also von einer Karriere als Model und bringt zudem auch die nötigen Voraussetzungen mit, sollte sie auf jeden Fall ihrem Traum nachgehen. Aber nichts desto trotz ist natürlich auch eine gute Ausbildung, ein guter Abschluss wichtig, um eben noch etwas „in der Hand zu haben“ falls der Traum der Modelkarriere doch scheitern sollte oder nicht erfolgreich ist.

Vielen Dank für das Interview und auch weiterhin auf und neben dem Laufsteg viel Erfolg!

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